Gustav Seitz

1922 – 24 Steinmetzlehre. Ab 1924 Studium an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin bei Ludwig Gies, Fritz Diederich und Wilhelm Gerstel. 1947 – 50 Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Ab 1958 Lehrtätigkeit an der Hamburger Kunsthochschule. 1959 und 1964 documenta II und III in Kassel. 1969 in Hamburg gestorben. 1989 Gründung der Gustav Seitz Stiftung.

Die großen Leitfiguren für Gustav Seitz waren der Bildhauer Aristide Maillol und der Maler Hans von Marées, zwei Vordenker der modernen Skulptur bzw. Menschendarstellung aus dem neunzehnten Jahrhundert. Angesichts der Vorherrschaft der abstrakten Kunst in den fünfziger Jahren musste das plastische Schaffen von Gustav Seitz in der Bundesrepublik als Anachronismus erscheinen. In der DDR, wo der Künstler in diesen Jahren auch gearbeitet und ausgestellt hat, wurde ihm dagegen bürgerlicher Formalismus vorgehalten.

Sitzende Maja, 1958 – 1959, Bronze, beim Rathaus Bietigheim

Tatsächlich verbergen Arbeiten wie die „Sitzende Maja" nicht ihre Orientierung an den Anfängen der modernen Plastik um die Jahrhundertwende, vor allem an den Arbeiten Aristide Maillols. Die runden, prallen Körperformen, die typisch sind für die weiblichen Akte von Gustav Seitz, sollen Lebenskraft und Gesundheit signalisieren. Wie in vielen seiner Arbeiten wählt Gustav Seitz hier die sitzende Position, was die ruhige Geschlossenheit der Formen unterstreicht. Durch ihre Frontalität erhält die Figur gleichzeitig auch eine gewisse idolhafte Strenge.