1955 – 59 Reisen durch Europa, Kleinasien und Nordafrika. Werklehrer und Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Stuttgart und an der City and Guilds of Art School London. 1972 und 1987 documenta 5 und 7 in Kassel. 1975 – 2001 Professur an der Kunstakademie Düsseldorf. Lebt und arbeitet in Breech und in Düsseldorf.
Fritz Schwegler legt sich weder auf Begrifflichkeiten, noch auf künstlerische Gattungen fest. Er zeichnet, malt, modelliert, baut, dichtet, liest, intoniert, fertigt Bücher an Stelle von Ausstellungskatalogen, und er lehrte viele Jahre an der Kunstakademie in Düsseldorf – zu seinen bekanntesten Schülern zählen unter anderem Thomas Demand, Martin Honert und Katharina Fritsch.
Wächter, 1965, Bronze, vor den Marktplatz-Arkaden
Seit 1962 fixiert Fritz Schwegler seine Einfälle in Zeichnungen, die mittlerweile zu einem unerschöpflich erscheinenden Konvolut angewachsen sind und die er mit einer „EN" für „Einfallsnummer" oder einfach „Eine Nummer" versieht, um eine Ordnung für die sprudelnden Ideen zu schaffen. Diese Notate bilden den Ausgangspunkt für die weitere künstlerische Bearbeitung, so findet sich eine erste Vorlage für die Skulptur des „Wächters" unter der „EN 872". Die auf einfache Formen reduzierte Bronzeplastik erinnert mit dem Dreieck, das nahtlos auf ein Rechteck gesetzt ist, an die schematische Darstellung eines Hauses. Erst durch die hinzugefügten Arme und Beine, wobei fraglich ist, ob der „Wächter" ohne Füße laufen kann, entsteht eine Personifizierung, die sogleich auf die Funktion verweist: Der „Wächter" bewacht das Haus, das er selbst ist. In einigen Zeichnungen hat Fritz Schwegler die hausähnliche Grundform variiert mittels eines Schornsteines, als Tisch oder paarweise als Formenspiel. Der Künstler formulierte 1997 den Sinn oder Un-Sinn seiner Kunst, der sich im „Wächter" gelungen widerspiegelt: „Mir liegt an einer Einheit, also daran, dass alles wie Plastik, Zeichnung und Texte zusammenfindet."
Kunstläuferin, 1999, Bronze, Langwiesenbrücke Bissingen
Diese aus zwei identischen Bronzegüssen bestehende Arbeit – neben dem „Wächter" eines seiner seltenen Werke für den öffentlichen Raum – greift eine Formfindung auf, die Fritz Schwegler 1972 auf der Spielstraße zu den Münchner Olympischen Spielen erstmals notiert hat. Außerdem hat der Künstler eine Miniatur geschaffen, die als Vorlage für die Bietigheimer Skulpturen gilt und die er in einem seiner Bände mit gesammelten Einfällen – dem „EN-Band" mit dem Namen „Landblumenkörnchen mit Zitrone" – in die Kategorie der „Füsze" einsortiert hat. Dort finden sich Füße in vielfältigsten Transformationen: als Tischbeine, Hutständer oder mit Schneckenhaus. Dem kreativen Erfindungsreichtum Fritz Schweglers wohnt ein eigener Witz inne: Die Beine haben sich verselbstständigt. Ohne Oberkörper, also auch kopflos, suchen sie sich ihren Weg auf schwungvolle bzw. geschwungene Weise. Fritz Schweglers Spiel mit den alltäglich notwendigen Dingen, denen er einen neuen Sinn verleiht, kulminiert in dem gewählten Standort für die beiden Skulpturen. In Sichtachse zueinander stehend – die eine Skulptur auf der Langwiesenbrücke, die andere auf der Wiesenfläche unter der Brücke – treten sie in einen Dialog miteinander, wo doch eigentlich keiner möglich ist.