Gerhard Marcks

1907 Eintritt in das Atelier des Bildhauers Richard Scheibe. 1919–25 Leiter der Bauhaustöpferei in den Dornburger Schlössern. 1925–33 Lehrer für Bildhauerei an der Burg Giebichenstein, Kunstgewerbeschule der Stadt Halle. 1946–50 Lehrer an der Landeskunstschule Hamburg. 1955 documenta I in Kassel. 1981 in Burgbrohl in der Eifel gestorben.

Nach seinen ganz im Zeichen des Expressionismus stehenden Anfängen findet Gerhard Marcks in seiner Zeit an der Burg Ziebichenstein zu dem realistischen, modellnahen Stil seiner Reifezeit. In dieser stilistischen Neuorientierung spiegelt sich die Auseinandersetzung des Künstlers mit Auguste Rodin während einer Reise nach Paris 1926 und mit der griechischen Plastik während einer Griechenlandreise 1928 wider. Die gelassene Gestimmtheit unserer Skulptur nimmt deutlich Bezug auf antike Vorbilder.

Stehender Jüngling, Arme über dem Kopf verschränkt, 1931, Bronze, Marktplatz

Schon der gewählte Figurentypus des stehenden nackten Jünglings mit gesenktem Blick hat seinen Ursprung in Werken der Antike, etwa in plastischen Darstellungen von Narziss oder Antinous. Die realitätsnahe Wiedergabe des Körpers oder das Motiv der über dem Kopf angewinkelten Arme sind dagegen modern und wirken direkt beobachtet. Gerade die auffällige Armhaltung stammt kaum aus der Antike, sondern erinnert eher an Darstellungen weiblicher Akte in der modernen Malerei. So verbindet Gerhard Marcks hier ganz selbstverständlich und unspektakulär die Erinnerung an die große Tradition der antiken Skulptur mit den Errungenschaften der modernen Kunst.