Alfred Hrdlicka

1946–52 Studium der Malerei an der Kunstakademie Wien bei Albert Paris Gütersloh und Josef Dobrowsky. 1952–57 Studium der Bildhauerei bei Fritz Wotruba. 1971–85 Professor an der Kunstakademie Stuttgart. 2009 in Wien gestorben.

In den siebziger Jahren beschäftigte sich Alfred Hrdlicka, der sich immer auch als politischer Künstler verstanden hat, verstärkt mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

1977, Bronze, bei der Stadtkirche

Ein großer Grafikzyklus zum 20. Juli 1944, dem Datum des Attentatversuches auf Hitler durch Graf von Stauffenberg, und seine monumentale Porträtbüste Dietrich Bonhoeffers entstanden in diesem Zusammenhang. Mit dem evangelischen Pfarrer Dietrich Bonhoeffer (1906–1945), der eine führende Persönlichkeit innerhalb der Bekennenden Kirche war, greift Alfred Hrdlicka ein Beispiel aufrechten Christentums während der nationalsozialistischen Herrschaft auf. Noch in den letzten Kriegswochen wurde der Theologe im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet. Bei der Bietigheimer Skulptur handelt es sich um den Bronzeguss nach einer Arbeit in portugiesischem Marmor, der für die Kirchliche Hochschule in Berlin entstand und sich heute im Foyer der Staatsbibliothek am Kulturforum in Berlin befindet. Aus dem Sockelblock, der auch im Guss noch deutlich die Spuren der groben Bearbeitung in Stein aufweist, ragt der mächtige kahle Schädel Dietrich Bonhoeffers empor. Alfred Hrdlicka steigert dabei die Gesichtszüge des Theologen in die eines unbeugsamen Kraftmenschen. Mit dem um den Hals gelegten Henkersseil gibt der Künstler – nach einem aus der Darstellung christlicher Märtyrer vertrauten Muster – Dietrich Bonhoeffer das Attribut seines Martyriums bei.