Karl-Ulrich Nuss

1961–64 Ausbildung zum Ziseleur an der Höheren Fachschule Schwäbisch Gmünd. 1964–66 Studium an der Kunstakademie Nürnberg bei Hans Wimmer. 1966–70 Studium an der Kunstakademie Berlin bei Joseph Lonas und Bernhard Heiliger. Lebt und arbeitet in Weinstadt-Strümpfelbach.

Es war wohl vor allem der Einfluss seines Vaters, des Bildhauers Fritz Nuss, der Karl-Ulrich Nuss weitgehend an der realistischen figürlichen Plastik festhalten ließ, zu einer Zeit, als die meisten Bildhauer – so auch sein wichtiger Lehrer Bernhard Heiliger – sich von der Figuration ab- und der Abstraktion zuwandten. Während in den Plastiken von Fritz Nuss aber immer ein klassisches, manchmal klassizistisches Ideal nachwirkt, scheinen viele Arbeiten von Karl-Ulrich Nuss dieser Tradition geradezu widersprechen zu wollen.

Hockende, 1990, Bronze, Metteranlagen

Seine Figuren sind häufig dünngliedrig und langbeinig, zum Teil aber auffällig dickleibig wie die „Hockende" in den Metteranlagen. Die unprätentiöse Sitzhaltung dieser Figur wirkt unmittelbar beobachtet. Trotzdem ist das Nebeneinander der schwellenden, sich gegenseitig bedrängenden Körperformen bewusst ausbalanciert. Die voluminöse, träge lagernde Leibesfülle der „Hockenden" betont das rein Kreatürliche der menschlichen Existenz und erscheint wie ein Gegenbild zu dem allgemein propagierten Schönheitsideal unserer Zeit. Diese Frontstellung gegen im Grunde inhumane Körperideale wird durch den selbstbewussten, ja geradezu dreisten Gesichtsausdruck der Plastik noch unterstrichen.